von Martin Wehrle
Der Sternenhimmel glitzert, der Mond träufelt Silberlicht, ein Käuzchen schreit: Nachtangeln kann ja so romantisch sein – wenn du bei Dunkelheit den Durchblick bewahrst. Wie das geht, erfährst du hier.
Freie Bahn
Die meisten Fische, die beim Nachtangeln abkommen, werden schon bei Tageslicht verloren – durch falsche Platzwahl. Wo Holz herausragt, Muschelbänke lauern oder Uferbäume übers Wasser lehnen, kannst du bei Tageslicht mit viel Geschick große Fische landen. Aber bei Nacht wird der Drill zum Blindflug – und mancher schöne Fisch setzt sich fest. Wenn du auf kampfkräftige Fischarten wie Karpfen oder Welse angelst, solltest du allzu hindernisreiche Plätze beim Nachtangeln meiden.

Abb.: Helles Köpfchen: Wer die Lampe an der Stirn trägt, hat die Hände für Fische wie diesen Aal frei. Kapitale Überraschung! Wo beim Aalangeln mit Welsen zu rechnen ist, solltest du zwei Nummern stärker montieren.
Markierte Gefahr
Auf Aal kann es sich lohnen, dicht am Hindernis zu angeln. Mit starker Schnur bekommst du die meisten Aale schnell aus der Gefahrenzone bugsiert. Die größere Gefahr lauert schon beim Werfen: Wie platzierst du deinen Köder dicht am Hindernis, ohne hinein zu werfen? Setz bei Tageslicht ein Markierungs-Knicklicht am Hindernis, zum Beispiel mit einer hakenlosen Drittrute (übertief eingestellt, mit Blei am Grund). Diese Orientierung verhilft dir zu zielsicheren Würfen – am besten mit einem Knicklicht in anderer Farbe.
Ordnung muss sein
Zugegeben, eigentlich bin ich ein Chaot beim Angeln. Meine Begeisterung für die Fische besiegt meinen Ordnungssinn. Nicht so beim Nachtangeln! Dann achte ich penibel darauf, dass alle wichtigen Zubehör-Teile sofort greifbar sind: Vorfächer und Bleischrote, Posen und Arterienklemme, Wirbel und Kescher. Ich verteile mein Kleingerät noch bei Tageslicht auf einem weißen Handtuch – dann habe ich bei Nacht einen besseren Überblick.
Gedeckelter Eimer
Die Fressphasen der Aale sind wie Sternschnuppen: Sie vergehen schnell. Damit du diese Zeit optimal nutzen kannst, solltest du die gefangenen Aale mitsamt Vorfach ausklinken und in einen Wassereimer mit Deckel geben. Neues Vorfach einklinken – und weiterangeln. Sobald die Beißphase vorbei ist, kannst du dich um die Fische kümmern.
Helles Köpfchen
Wenn du mich als helles Köpfchen bezeichnest, stimme ich dir zu. Wenigstens beim Nachtangeln. Dann trage ich eine Stirnlampe. Sie hat einen entscheidenden Vorteil, verglichen mit einer Taschenlampe: Ich brauche keine Hand dafür. Der Lichtstrahl folgt automatisch meinem Blick. So habe ich eine zusätzliche Hand frei – ob beim Anködern, beim Montieren oder beim Keschern.

Abb.: Helles Köpfchen: Wer die Lampe an der Stirn trägt, hat die Hände für Fische wie diesen Aal frei.Kapitale Überraschung! Wo beim Aalangeln mit Welsen zu rechnen ist, solltest du zwei Nummern stärker montieren.
Lichter Kescher
Je flacher und klarer ein Gewässer ist, je dichter mein Angelplatz am Ufer liegt, desto mehr scheue ich mich, im Drill aufs Wasser zu leuchten. In solchen Fällen rüste ich den Kescher mit Eigenlicht aus: Ich befestige mit Angelschnur oder Tesafilm in jedem Kescherwinkel ein leuchtendes Knicklicht. Diese Beleuchtung reicht für den Nahkampf vorm Kescher – ohne andere Fische abzuschrecken.
Obenauf!
In Vollmondnächten passiert es öfter: Am Grund tut sich gar nichts – aber an der Oberfläche schmatzt es. Meist sind das Aale, die Nahrung schlürfen. In solchen Nächten solltest du deinen Grundköder mit einem Auftriebskörper, zum Beispiel einer leichten Unterwasser- Pose, so weit nach oben schicken, dass er nur einen halben Meter unter der Oberfläche angelt. Ebenfalls lohnt ein Versuch mit einer treibenden, flach eingestellten Knicklicht-Pose.
Rücksicht auf Riesen
Der hässlichste Knall der Welt ist oft beim Nachtangeln zu hören: wenn ein Wels das Aalgeschirr in Stücke reißt. In Gewässern mit Welsbestand solltest du immer daran denken: Auch die Riesenräuber lieben Tauwürmer oder kleine Fische. Eine 40er Monoschnur ist beim Aalangeln kein Schaden – aber bei einem Welsbiss äußerst nützlich.
Brutal auf Aal
»Drill« ist eigentlich das falsche Wort: Einen Aal, der dicht am Hindernis beißt, solltest du schwungvoll Richtung Ufer zerren. Halt die Rute so weit wie möglich über deinen Kopf, pumpe wie ein Leistungssportler und lass die Kurbel deiner Rolle rotieren – bis der Aal fern vom Hindernis ist. Dann darfst du sanfter (und im eigentlichen Sinne des Wortes) »drillen«.
Vergiss die Friedfische nicht!
Wels, Zander, Aal – diesem Trio stellen die meisten Nachtangler nach. Aber auch Friedfische beißen nachts besonders gut. Schleie und Karpfen, Rotauge und Rotfeder, Karausche und Döbel – nicht selten gehen bei Nacht die Kapitalen an den Haken. Probier es mal ganz flach vor den Wasserpflanzen; dort sind oft die besten Friedfisch-Fänge drin.

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Anmerkungen

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Titel: 365 ultimative Fangtipps: Mehr Bisse, mehr Fische, mehr Spaß
Autor: Martin Wehrle
Bildquellen: Martin Wehrle und Edwin Hartwich
Verlag: Müller Rüschlikon; Auflage: 1 (24. September 2015)
ISBN: 978-3275020478
Verlagslink: https://www.motorbuch-versand.de/product_info.php/info/p9134_365-ultimative-Fangtipps.html
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Website des Autors:
http://www.karriereberater-akademie.de/vita_martin_wehrle.htm
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Erster Beitrag aus dem Buch: Fangtipps für den März:
https://krautjunker.com/2017/03/11/10-fangtipps-fuer-den-maerz-forelle/
Zweiter Beitrag aus dem Buch: Fangtipps für den April:
https://krautjunker.com/2017/04/09/10-fangtipps-fuer-den-april-schleie-das-gruenen-beginnt/
Dritter Beitrag aus dem Buch: Fangtipps für den Mai:
https://krautjunker.com/2017/04/30/10-fangtipps-fuer-den-mai-hecht/
Vierter Beitrag: Fangtipps für den Juni:
https://krautjunker.com/2017/06/10/10-fangtipps-fuer-den-juni-zander-fangen-unter-dem-junimond/
Fünfter Beitrag: Fangtipps für den Juli:
https://krautjunker.com/2017/07/28/11-fangtipps-fuer-den-juli-rotfeder-schoenheit-hoch-im-kurs/
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