10 Fangtipps für den April: Schleie – das Grünen beginnt

von Martin Wehrle

Wenn die ersten Schleien beißen, grünt es nicht nur am Ufer, sondern auch im Kescher – dann hat die Saison so richtig begonnen. Mit welchen Kniffen kannst du die wechselhaften Aprilschleien zum Biss verführen?

Je flacher, je wacher
Die meisten Angler begehen einen Denkfehler: Sie angeln in mittlerer Tiefe auf Frühlingsschleien, in der Annahme, die Fische entfernten sich nur langsam von ihren tiefen Winterplätzen. Das ist ein Irrtum: Die Schleie rückt nach ein paar Sonnentagen oft in einem Rutsch ins Flachwasser auf. Nicht selten sind die besten Schleienplätze im Frühjahr nur einen knappen Meter tief. Es gilt die Regel: Je flacher eine Schleie steht, desto eher beißt sie.

Krautsalat
Wo sind bloß die Wasserpflanzen und Krautfelder aus dem Vorjahr geblieben? Nein, sie sind nicht verschwunden – die Pflanzenreste vergammeln am Grund. Und hier bilden sie interessante Einstände und Fressplätze für die Schleien. Gerade in der Zeit, ehe die jungen Pflanzen nachspießen, können (ehemalige) Krautfelder und Seerosenbeete vorzügliche Schleienplätze sein. Probier es aus!

Leise und weise
Die meisten Schleiengewässer haben einen weichen Grund. Wer am Ufer heftig aufstampft, sorgt unter Wasser für ein Erdbeben. Das ist zu allen Jahreszeiten schädlich, ganz besonders aber im Frühjahr, wenn die Fische dicht am Ufer stehen. Darum: Achte darauf, dass du ganz vorsichtig auftrittst, dein Gerät mit Samtpfoten abstellst und dich gut getarnt ans Wasser pirschst.

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Abb.: Einladendes Morgenrot: Der April ist ein guter Monat für Schleien – und im Flachwasser laufen die Aale.

Blick-Fang
Nichts ist spannender als das Schleienangeln auf Sicht. Wenn du dich bei  klarem Frühlingswasser mit einem Boot am Ufer entlang treiben lässt, kannst du auf kleine Schleienschwärme stoßen. Diese Fische lassen sich am besten mit einem kleinen Mistwurmbündel an der freien Leine beangeln. Beobachte, in welche Richtung die Fische ziehen – und wirf den Köder so aus, dass er ihre Route kreuzt.

Erde zu Erde
Das effektivste Schleienfutter, das kaum andere Friedfische anlockt, besteht aus einem preisgünstigen Material: aus Naturerde. Wenn du zerhackte Würmer in Erdklumpen packst, befeuchtest, Bälle formst und an deinem Angelplatz damit fütterst, kannst du die Schleien lange dort halten – denn die Fische müssen mühsam nach den Würmern wühlen. Das macht deinen frei liegenden Hakenköder umso verlockender.

Tricks gegen Fehlbisse
Beim Wurmangeln auf Schleie gibt es viele Fehlbisse – es sei denn, du ergreifst drei Gegenmaßnahmen. Erstens: Schneid die Enden der Würmer ab; das sorgt dafür, dass der Haken schneller im Maul landet. Zweitens: Nimm einen roten Haken – exakt in der Farbe der Würmer! – und lass die Spitze deutlich frei stehen. Drittens: Schlag erst dann an, wenn der Fisch regelmäßig ein Stück Schnur nimmt

Lift zum Fisch
Die Liftmethode ist eine alte, sehr effektive Methode auf Schleien. So geht’s: Bleie eine Waggler-Pose so aus, dass ihre komplette Spitze aus dem Wasser schaut. Dann fügst du fünf Zentimeter vor dem Köder ein weiteres Bleischrot hinzu, das die Pose eigentlich unter Wasser ziehen würde. Doch du stellst eine leichte Übertiefe ein – sodass das Bleischrot auf dem Grund liegt und die Pose noch ein winziges Stück aus dem Wasser lugt. Die Schnur hältst du bei abgelegter Rute auf leichter Spannung. Wenn eine Schleie den Köder nimmt, hebt sie gleichzeitig das unterste Bleischrot an. Die Spitze deiner Pose wächst aus dem Wasser. Anschlagen!

Bibbern für Schleien
Feedern auf Schleien? Warum eigentlich nicht! Die Kunst besteht darin, einen Bogen um die zahlreichen Weißfische zu machen. Der beste Tipp: Verwende kein übliches Grundfutter, sondern füll deinen Futterkorb mit zerschnippselten Mist- und Tauwürmern. Diese »dufte« Mischung lockt die Schleien schneller als jedes Pulverfutter an – davon reichen dir kleine Mengen, um den Korb links und rechts zu schließen.

FinstereFänge
Wenn von Nachtfischen die Rede ist, wird die Schleie selten erwähnt – ein Fehler, denn sie lässt sich exzellent in den ersten Nachtstunden fangen. Gerade bei schwachem Licht wagt sie sich an ihre flachen Frühlings-Fressplätze. Je dunkler es wird, desto flacher und ufernäher kannst du angeln. Im Zweifel solltest du gedämpft rote oder blaue Knicklichter den gelben Leuchtwundern vorziehen.

Trick aus Tirol
Einige Schleienseen sind so schlammig, dass sie jedes Grundblei in Nullkommanichts verschlucken. Dann ist die Montage blockiert – und die Schleien lassen los. Einfache Gegenmaßnahme: Verwende kein gewöhnliches Grundblei, sondern ein Tiroler Hölzl. Dieser Luftschlauch mit eingegossenem Blei steht aufrecht am Boden und gewährt deiner Schnur und damit den Schleien auch bei sehr weichem Boden noch freien Abzug.

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Abb.: Rotlicht-Milieu für Schleien: Ein rotes Knicklicht ist im klaren Flachwasser unauffälliger als ein gelbes.

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Anmerkungen

Von KRAUTJUNKER gibt es eine Facebook-Gruppe sowie Becher aus Porzellan und Emaille. Kontaktmail für Anfragen siehe Impressum.

365 ultimative Fangtipps Martin Wehrle

Titel: 365 ultimative Fangtipps: Mehr Bisse, mehr Fische, mehr Spaß

Autor: Martin Wehrle

Bildquellen: Martin Wehrle und Edwin Hartwich

Verlag: Müller Rüschlikon; Auflage: 1 (24. September 2015)

ISBN: 978-3275020478

Verlagslink: https://www.motorbuch-versand.de/product_info.php/info/p9134_365-ultimative-Fangtipps.html

Amazon: https://www.amazon.de/365-ultimative-Fangtipps-Bisse-Fische/dp/3275020471/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1489251216&sr=8-1&keywords=365+ultimative+fangtipps+mehr+bisse+mehr+fische+mehr+spa%C3%9F

Website des Autors: http://www.karriereberater-akademie.de/vita_martin_wehrle.htm

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Erster Beitrag aus dem Buch: 10 Fangtipps für den März:
https://krautjunker.com/2017/03/11/10-fangtipps-fuer-den-maerz-forelle/