von Dr. Robert Hofrichter
Pilze sind allgegenwärtig, und das nicht nur in unserer Umwelt, sondern auch auf uns selbst. Das lässt sich kaum vermeiden, denn wir atmen sie laufend ein und nehmen sie mit der Nahrung auf. Pilze sind bis zu einem gewissen Grad ein Teil von uns – nur sollten sie nicht die Oberhand gewinnen. Nach derzeitigem Wissensstand kommt aber auf jede der durchschnittlich etwa 30 Billionen menschlichen Körperzellen immer ein »fremder« Organismus. Wir sind also – wie jedes höhere Lebewesen – eine Art zoologischer, botanischer und mykologischer Garten. In der Mundhöhle schwimmt die friedfertige Amöbe Entamoeba gingivalis, schrieb der SPIEGEL in einem Artikel, in den Poren des Gesichts gedeiht das harmlose Spinnentierchen Demodex folliculorum. Und auch Egel und Fliegen, Läuse und Mücken, Pilze, Urtierchen, Viren, Wanzen, Würmer, Zecken fühlen sich wohl im Biotop auf zwei Beinen.
Doch damit nicht genug: Allein auf der etwa zwei Quadratmeter großen Haut leben so viele Mikroben wie Menschen auf der Erde. Mit bis zu 1.000.000.000.000 (in Worten: eine Billion) Lebewesen in einem Gramm Darminhalt zählt der menschliche Dickdarm zu den Orten mit der höchsten Einwohnerdichte des Planeten überhaupt.
Jeder von uns ist ein Biotop für Billionen von Organismen, die im allerbesten Fall in Harmonie leben. Wir sind wie Superorganismen, die nur deshalb leben können, weil unzählige Kleine einem Großen helfen. Und in all dem Geschehen spielen Pilze eine entscheidende Rolle – ohne sie würden andere ihren Platz einnehmen und uns krank machen. Die einzelnen Bereiche unseres Körpers gleichen Lebensräumen mit unterschiedlichen Biodiversitäten und Mykozönosen (fungalen Lebensgemeinschaften). Die bei weitem allermeisten Pilzarten finden sich – vielleicht nicht so überraschend – auf unseren Füßen!
Natürlich sind Pilze – gerade auch da – nicht immer nette Helfer. Manchmal geraten die Dinge im Biotop unseres Körpers aus dem Gleichgewicht. Und über all die Darmmykosen, Vaginalmykosen, Systemmykosen oder Mykotoxikosen wollen wir in der Regel gar nicht alles wissen. Bis zu 1,5 Millionen Menschen pro Jahr sterben weltweit an Pilzinfektionen. Fast 200 verschiedene Mykosen bzw. Pilzerkrankungen sind bekannt, und nur wenige Ärzte kennen sich mit ihnen wirklich gut aus, was für Patienten kaum beruhigend sein kann. Doch: Erkrankungen durch Pilze, deren Stoffwechselprodukte oder deren Giftstoffe entstehen nur dann, wenn das Gleichgewicht der Natur gestört wird. Dies betrifft nicht nur den Menschen, sondern auch die Natur selbst, stellt die Selbsthilfegruppe für Pilzerkrankungen und chronische Müdigkeit fest.
Anmerkungen
Von KRAUTJUNKER existiert eine Gruppe bei Facebook.
Titel: Das geheimnisvolle Leben der Pilze – Die faszinierenden Wunder einer verborgenen Welt
Autor: Dr. Robert Hofrichter
Verlag: Gütersloher Verlagshaus
ISBN: 978-3-579-08676-7
Erste Leseprobe: https://krautjunker.com/2017/06/30/wie-ich-die-pilze-und-meine-frau-fand-unsere-wurzeln-sind-in-der-erde-nicht-im-beton/
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Titelbild: Pilzfoto © Roland Letscher & Fotomontage © KRAUTJUNKER
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