Wildes Herz von Afrika: Der Selous – traumhaftes Wildschutzgebiet

Buchvorstellung

Das wilde Herz von Afrika pocht im südlichen Tansania. Nach dem charismatischen Abenteurer, Jäger und Schriftsteller Selous benannt, ist es das älteste Schutzgebiet Afrikas, sogar das größte der Welt. In dieser archaischen Wildnis, mit rund 50.000 km² etwa 15 % größer als Dänemark oder die Schweiz, sind außer Wildhütern keine Menschen sesshaft. So bietet das Selous Raum und Ruhe für eine der größten Populationen von Wildtieren auf dem Schwarzen Kontinent. Sogar die Serengeti wirkt vergleichsweise klein und kultiviert. Geschützt von Wildhütern leben im Selous mehr wilde Tiere als im 19. Jahrhundert. Konkret handelt es sich um einige der größten afrikanischen Populationen von Elefanten, Kaffernbüffeln, Flusspferden,  Antilopen und Raubkatzen. Sogar die seltenen Afrikanischen Wildhunde und Spitzmaulnashörner genießen hier ihrer größten und letzten Verbreitungsgebiete.

 

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Abb.: Karte Nationalparks in Tansania; Bildquelle: Wikipedia

 

Dr. Rolf D. Baldus, Präsident für Tropenwild beim Internationalen Jagdrat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd (CIC), der nach Stationen u.a. in deutschen und europäischen Ministerien als tansanischer Regierungsberater die Wildtierpolitik gestaltete, hat mit Wildes Herz von Afrika ein besonderes Sachbuch über den Selous herausgegeben, welches den Zauber Ostafrikas mit handfesten Informationen verbindet.

 

Löwenspur

Abb.: Löwenfährte; Bildquelle Buch

 

Seit dem Mittelalter wurde der Landstrich von islamischen Arabern heimgesucht, welche Elefanten für Elfenbein und Schwarze für den Sklavenhandel jagten. Abenteurer wie der legendäre Sir Richard Burton (Buchtipps: Ilija Tronajnows Nomade auf vier Kontinenten und Der Weltensammler) schilderten die Ausplünderung des Landes: „Wie eine Heuschreckenplage hat sich diese Heimsuchung über das Land ausgebreitet.“ Als das Deutsche Reich das spätere Tansania 1885 zum Protektorat erklärte, hatte das Abschlachten bereits seinen Höhepunkt überschritten, weil die Elefanten selten wurden. Aufgrund des Engagements jagender Naturschützer, wie Carl Georg Schilling, folgten im Namen des Kaisers bald die ersten Jagdverordnungen, 1896 entstanden die ersten beiden Reservate Afrikas.

Der Ausbruch des ersten Weltkrieges führte auch zu militärischen Konflikten in den Kolonien. Für die Briten begann ihr Angriff mit einem Fiasko. Nur 120 Deutsche und 1.000 Askari besiegten das zehnmal stärkere Expeditionskorps des Empires, bei der den Krieg einleitenden Landeoperation. In den folgenden Jahren gelang es den Briten mit 300.000 Soldaten nicht, die 12.000 des General Paul von Lettow-Vorbeck zu besiegen, obwohl sie ohne Nachschub und zum Schluss nur mit Beutewaffen kämpften. Frederick C. Selous, gerade 64 geworden, diente nach einem unsteten und abenteuerlichen Leben als Kompanieführer in der „Legion der Grenzer“, einem wüsten Haufen, auch „the old and the bold“ (die Alten und die Kühnen/Kahlen) genannt. Im Januar 1917 fiel Selous bei einer britischen Offensive durch feindliches Feuer.

 

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Abb.: Frederick Courteney Selous; Bildquelle: Buch

 

Er wurde auf dem Grund des später nach ihm benannten Schutzgebietes begraben. Schon zu Lebzeiten eine Legende galt er als einer der letzten großen Abenteurer Afrikas. Sein Charisma und wildes Leben inspirierten Henry Rider Haggard zu seinem Romanhelden Allan Quatermain.

 

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Obwohl er weder außergewöhnlich viele noch besonders kapitale Wildtiere erlegte, ist er einer der Menschen, die durch ihre Abenteuer und Bücher den besonderen Zauber Afrikas verbreiteten. Einige seiner Jagdtrophäen werden im Londoner Museum der Naturgeschichte ausgestellt.

In den späteren Jahrzehnten der neu gewonnen Unabhängigkeit entvölkerte die von Tse-Tse-Fliegen übertragene Schlafkrankheit das ohnehin dünn besiedelte Gebiet. Als Reaktion darauf führte die tansanische Regierung großflächige Evakuierungen durch. Landwirtschaftlich war das Selous ohnehin wertlos, so dass die einheimischen Bauern entweder am Existenzminimum oder sogar am Rande des Hungertodes existierten. Die 1970er Jahre standen im Zeichen linker Politik. Mit der Einführung des Sozialismus wurde die Wirtschaft verstaatlicht und die tansanische Gesellschaft erlitt den unvermeidlichen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bankrott. 1973 kam das Verbot der Safarijagd und die Einnahmen für die Jagdgebühren blieben aus. Die Infrastruktur im Schutzgebiet zerfiel und Wilderei entwickelte sich zur einzigen Wachstumsbranche. Während der Elfenbeinkrise in den achtziger Jahren fanden die schlimmsten Elefantenmassaker durch Wilderer statt. Dabei schmolz der Bestand der Tiere von 110.000 auf unter 30.000 Exemplare.

 

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Abb.: Wildhunde von Bodo Meier; Bildquelle: Buch

 

Aufgrund der kurzen Trockenperioden, der großen Entfernungen, des Mangels an Straßen sowie weiterer Faktoren ist der Massentourismus im Selous keine Option. In Zusammenarbeit mit tansanischen und internationalen Fachleuten gelang es jedoch Dr. Baldus vorbildhafte Schutzkonzepte zu entwickeln. Im Kern geht es darum nachhaltige Strukturen zu schaffen, die nicht auf Förderung von außen angelegt sind. Das Wild „nutzen oder verlieren“ („use it oder lose it“) trifft den Kern der Sache.

So finden auf dem riesigen und abgelegenen Areal Jagdtourismus, aber auch kontrollierte Dorfjagden statt. Die westlichen Jäger sind bereit für einzigartige Jagderlebnisse so viel Gebühren zu bezahlen, dass das Reservat Überschüsse erwirtschaftet und ein Teil der Gelder an die Einwohner der an das Reservat angrenzenden Dörfer ausgezahlt wird. Weiterhin erhalten sie kostenlos das Wildbret der erlegten Tiere. Diese nachhaltigen Einkommensquellen haben der Wilderei einige  ihrer sozialen Grundlagen entzogen.

 

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Abb.: Wildhüter Saidi, ein gelernter Elefantenwilderer; Bildquelle: Buch

 

Es gibt genug Gegenbeispiele in Afrika, wo durch Jagdverbote Wildtiere für die Landbevölkerung nur noch als Gefahrenquelle und Schädlinge gelten und folgerichtig Wilderer ihre Bestände auslöschten. In den sozialen Netzwerken des Internets gilt es oft als Ausweis aufgeklärten Bewusstseins, rührende Tierfotos mit Slogans wie „Ich bin keine Trophäe“ zu veröffentlichen und Jäger zu beschimpfen oder sogar zu bedrohen. In der Realität bringen diese Shitstorms den Tieren nichts. Demgegenüber finanziert ein Jagdgast, der mehrere zehntausend Dollar für Abschusslizenzen auf Löwen oder Elefanten zahlt, das Überleben von Ökosystemen, welche für die Menschen vor Ort ansonsten keinen Wert haben.

Zum Zeitpunkt der englischsprachigen Buchveröffentlichung im Jahr 2009 war das System sogar soweit, dass nur die Hälfte aller Einnahmen zurück ins Reservat flossen. Dies reichte knapp für die Infrastruktur vor Ort und die Dorfbevölkerung am Rand des Selous. Der Rest ging an den Staat, für den die Wildnis dadurch wertvoll geworden ist und nicht mehr als „Badlands“ galt. Der Schutz der letzten Wildnisse in der Welt kann nur gelingen, wenn wir sie mit den materiellen Interessen der Menschen vor Ort in Einklang bringen.

Wildes Herz von Afrika ist jedoch mehr als nur ein Lehrbuch für praktikablen und sich selbst finanzierenden Naturschutz. Der Herausgeber Baldus stellte für den Titel Beiträge von Biologen, Abenteurern, Künstlern, Rangern und Schriftstellern zusammen. Hierbei reicht der inhaltliche Bogen von der Entwicklung und Zukunft des Wildschutzgebietes über das Themengebiet Natur und Mensch, zu Jagdgeschichten bis hin zu vielen naturkundlichen Essays über Wildtiere und ihre Biotope. Das Buch ist mit 277 Farbfotos und 27 Schwarzweißfotografien illustriert, teils von Profifotografen erstellt, teils historische Bilder aus privaten Quellen.

 

Menschenfresser Löwe

Abb.: Bild von Bodo Meier, Bildquelle: Buch

 

Besonderen Eindruck machte auf mich die Wildlife Art des Künstlers Bodo Meier.

Das Buch ist eine inhaltlich und optisch herausragende Lektüre für Natur-, Wildschutz- und Jagdfreunde. Es wurde als „Jagdbuch des Jahres 2011“ von der Zeitschrift Wild und Hund ausgezeichnet.

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KRAUTJUNKER-Kommentar: In den Anmerkungen sind die Weblinks zu mehreren Leseproben aus dem Buch. Unter anderem findet sich der Link zu einem Plädoyer für die Trophäenjagd des streitbaren Bloggers Torsten Heinrich. Ich fügte die Webseiten von zwei Jagdtouristikunternehmen hinzu und möchte nochmals auf Ilija Trojanows Buch „Nomade auf vier Kontinenten: Auf den Spuren von Sir Richard Francis Burton“ und seinen Roman „Der Weltensammler“ hinweisen.

 

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Frischling

Anmerkungen

Von KRAUTJUNKER existiert eine Gruppe bei Facebook.

Wildes Herz von Afrika

Titel: Wildes Herz von Afrika

Herausgeber: Dr. Rolf D. Baldus -> http://www.wildlife-baldus.com/selous_buch.html

Verlag: Franckh Kosmos Verlag

Verlagslink: https://www.kosmos.de/buecher/ratgeber/jagd/bildbaende-belletristik/4953/wildes-herz-von-afrika

ISBN: 978-3440127896

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Erste Leseproben aus dem Buch:

https://krautjunker.com/2017/07/09/menschenfresser-loewen-tote-die-zurueckkehren/

https://krautjunker.com/2017/08/20/die-jagdwaffen-von-f-c-selous/

https://krautjunker.com/2017/11/11/die-letzte-bastion-der-wildhunde/

https://krautjunker.com/2017/12/29/tod-am-rufiji/

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Website des Dr. Rolf D. Baldus: http://www.wildlife-baldus.com/

Illustrator Bodo Meier – Wildlife Art: http://www.bodo-meier.de/

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Torsten Heinrichs Ode an die Trophäenjagd: http://torstenh.de/eine-ode-an-die-trophaeenjagd/

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Anbieter von Jagden im Selous:

http://www.absolute-hunting.de/bueffel-elefanten-loewen-leoparden-flusspferd-plainsgame-jagd-selous-tansania.html

http://merlejagdreisen.de/jagd-in-tansania

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Ilija Trojanow: http://trojanow.de/

Rezension von Nomade auf vier Kontinenten in der FAZ: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/belletristik/ilija-trojanow-reist-richard-burton-nach-1465314.html

Der Weltensammler Sir Richard Burton: http://trojanow.de/der-weltensammler/

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