Buchvorstellung
Mit ihrem Büchlein Steinpilz hat Inge Fasan »kein Pilzbestimmungs-, sondern ein Pilzhuldigungsbuch« verfasst. »Und eine Ermunterung, sich mit wachen Sinnen in den Wald zu begeben. «
Auf nicht ganz sechzig Seiten im Format einer Hochkant-Speisekarte folgt man der Autorin schmökernd durch verschiedene Essays zum Thema Pilzesuchen im Allgemeinen und Steinpilze im Speziellen.
Pilze zu suchen ist nicht nur eine Leidenschaft von Hinterwäldlern und wunderlichen Großmüttern, sondern auch von innovativen Künstlern wie John Cage, der avantgardistischen Komponisten Olga Neuwirth oder dem Literaten Peter Handke. Schließlich gibt es Parallelen zwischen dem Sammeln von Pilzen und dem von künstlerischer Inspiration. Aufmerksam seinen Sinnen folgend durch die Umwelt streifen, Veränderungen registrieren, dabei seinen Instinkten vertrauen und Schätze finden, die man veredeln kann.
Rechtschaffend genießen kann man Steinpilze eigentlich nur, wenn man sie selbst gesammelt hat. Käuflich erworben handelt es sich um hochpreisige Lebensmittel ohne Geschichte. Ihr besonderes Aroma erhalten sie erst, wenn man durchs Unterholz kriechen musste, um sie zu finden. Noch besser schmecken sie dem Feinschmecker, wenn ihm bei der Suche biegsame Fichtenzweige ins Gesicht schlugen und Brombeerdornen die Haut zerkratzten. Ich hab mir auch schon einmal Wolfsgeheul eingebildet, was ich sehr abenteuerlich fand und fast Respekt vor meinem Heldenmut entwickelte. Unbedingt muss man seinen appetitlichen Schätzchen sortieren, idealerweise im spätsommerlichen Sonnenschein mit einem Glas Weißwein auf der Terrasse. Die kleinen Festen, die wirklich wie Steine wirken, werden anschließend kurz angebraten. Die nicht mehr ganz so Schönen in Streifen geschnitten und getrocknet. Vorher natürlich fotografiert um mit den Bildern über alle zur Verfügung stehenden sozialen Medien wie ein Großwildjäger mit seinen Trophäen oder gar ein Schliemann mit seinen Troja-Funden zu prahlen.
In flott und humorvoll geschriebenen Kapiteln lernt man die biologischen Aspekte der Dickröhrlinge (Boletus), ihre Kulturgeschichte seit der Antike von historischem Gelehrtenwissen zu Aberglauben, seine wirtschaftliche Bedeutung (geschätzter weltweiter Konsum pro Jahr ca. 100.000 Tonnen; Hauptabnehmer Italien) und verschiedene Grundrezepte. Dabei ist das Büchlein so schmal, dass es ohne Probleme in eine Jacken- oder Hosentasche passt, wenn wieder Saison ist und man durch seine Pilzgründe streift. Sollte der Sammler hierbei von einem Regenschauer überrascht Zuflucht auf einem Hochsitz finden, ist die ideale Lektüre gleich zur Hand.
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Anmerkungen
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Titel: Steinpilz
Autorin: Inge Fasan
Verlag: mandelbaum verlag
Verlagslink: https://www.mandelbaum.at/buch.php?id=760&menu=buecher
ISBN: 978385476-538-7
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