Von Schampelmännern und Bovisten

Eine Verneigung von Wiglaf Droste Haben Sie es satt, Müller zu heißen, Meier oder Schulze? Möchten Sie nicht lieber ein filziger Milchling sein? Ein Flaschenstäubling? Ein grauer Wulstling? Ein striegeliger Rübling? Ein lila Dickfuß? Ein spariger Schüppling? Ein Judasohr? Eine krause Glucke? Ein kegeliger Saftling? Eine Toten-Trompete? Ein duftender Leistling? Ein gemeiner Stinkschwindling? Oder ein…

Großvaters Platzln

von Michael Rudolf Ich kann heute nicht mehr genau sagen wie oft ich als Kind mit dem Großvater im Wald, genauer: im Forst, gewesen bin. Aber ich könnte schwören, dass es zur fraglichen Zeit jeden Tag gewesen sein muss. Selbstverständlich ist das Quatsch. Soviel Zeit hatte der Großvater gar nicht. Obwohl er viel Zeit hatte,…

Augustfreuden: Zander angeln, Täublinge sammeln und das passende Rezept

Zwei nicht ganz einfach auf den Teller zu ziehende Delikatessen haben im August Saison. Der Zander und der Täubling. Das Angeln und das Sammeln in Gottes freier Natur bieten ähnlich archaische Glücksmomente, weswegen Angler und Sammler oft in Personalunion auftreten, wie es der ehemalige Cicero-Chefredakteur Christoph Schwennike in seinem Buch Das Glück am Haken beschreibt:…

Der andere: Herbstlorchel (Helvella crispa)

von Michael Rudolf Wie oft ertappten wir uns bei Gedanken und Grübeleien darüber, warum ausgerechnet jetzt, da wir auf dem besten Weg in den Wald sind, auch andere Sammler unterwegs sein müssen. Haben die nichts Wichtigeres zu tun? Wie oft scheint uns, als trügen sie ihre Körbe demonstrativ und uns zum Hohn. Die größten Steinpilze,…

Waldbeleuchtung: Flaschenstäubling (Lycoperdon perlatum)

von Michael Rudolf Pilze süß? O Gott! Sofort laufen die Gäste in Scharen davon. Schimpfen und sagen schlechte Wörter. Bringen unsere Existenz mit zweifelhaften Zeugungsformen in Verbindung, stellen die Funktionsformen unserer Urteilskraft in Frage oder vermuten noch Schlimmeres. Schade, das müßte gar nicht sein, denn Flaschenstäublinge wuchern an jeder Waldecke, vor allem, wenn man vorher…

Geruchsproben aus dem Kulturbeutel: Samtiger Maronenröhrling (Xerocomus spadiceus)

von Michael Rudolf Können sich die geneigten Leser überhaupt unter dem Tränenden Rettichfältling etwas vorstellen, dem Stumpfglockigen Saftling, dem Blaugestiefelten Schleimkopf, dem Bewimperten Filzkrempling vielleicht? Schöne, vielleicht sogar zutreffende Namen, doch so manches Mycel würde die Entfaltung seines Fruchtkörpers protesthalber unterbinden, wüßte es, daß er dann Hasenpfotentintling, Strengriechender Ellerling, Muschelförmiger Krüppelfuß, Ranziger Rußnabeling, Schwanztrüffel, Borstiger…

Horn of plenty: Herbsttrompete (Craterellus cornucopiodes)

von Michael Rudolf Schade, daß für viele Pilzfreunde der aktive Genuß auf eine bestimmte und gar nicht mal lange Zeit im Spätsommer/Frühherbst reduziert ist. Ein probates Mittel, diesem traurigen Phänomen entgegenzutreten, ist das Konservieren. Wer hört mit Sammeln auf, wenn auf den nächsten zwei Quadratmetern dunkel funkelnde fünfzig Kilogramm Herbsttrompeten auf den Sporensucher warten. Zum…

Krustenschmutz und Pustelwulst: Perlpilz (Amanita rubescens)

von Michael Rudolf Der Perlpilz ist ein Grenzgänger, einer, der in den Grauzonen der Genießbarkeit wildert. Technisch ausgedrückt: Er ist bedingt eßbar. Außerdem gehört er einer Pilzfamilie an, die sich Amanita – Wulstlinge – nennt. Das ist kein in Vergessenheit geratener Mädchenname, sondern die Klassifizierung einer äußerst zwiespältigen Gruppe. Die prominentesten Würdenträger dieser Wulstlinge sind…

Saisonstart am Elfenteich: Schuppiger Porling (Polyporus squamosus)

Ein weiteres wunderbares Kapitel aus dem leider längst vergriffenem Buch Hexenei und Krötenstuhl – Ein wunderbarer Pilzführer von Michael Rudolf. Ich bin vor einiger Zeit durch die ebenfalls bedauerlicherweise eingestellte „kulinarische Kampfschrift“ Häuptling Eigener Herd auf den Titel aufmerksam geworden. Mein Dank gilt dem Reclam Verlag für die Genehmigung, Michael Rudolf auf KRAUTJUNKER zu feiern. Der tragischerweise…

Ausgetüftelte Büschelästhetik: Austernseitling (Pleurotus ostreatus)

von Michael Rudolf Entgegen landläufiger Auffassung schmeckt panierter Parasol (Macrolepiota procera) selten gut. Mehr wie alter, muffiger Karpfen. Noch seltener sind panierte Parasolhüte für Vegetarier geeignet. Sosehr an dieser Stelle das Panieren als solches verherrlicht werden muß – es ist eine wenn auch vielfach umstrittene Veredlungsform für Bratgüter mit rabiat abgemindertem Eigengeschmack. Junge, flauschige Parasole…

Schwarze Diamanten: Trüffel (Tuber)

von Vincent Klink Als Kochlehrling, lange bevor ich einen Trüffel zu Gesicht bekam, ahnte ich schon heftig, daß diese Pilze etwas Besonderes sein müßten. Als argloser Bub vom Land brauchte ich eine ganze Weile, bis ich dahinterkam, daß mein Küchenchef, den man sich durchaus als Küchenbullen vorstellen darf, die Dinger meinte, die er in der…