Buchvorstellung von Tobias Gatzke
Bücher zum Thema „Ausbildung des Schweißhundes“ sind in den letzten Jahrzehnten viele geschrieben worden. Angefangen bei den Klassikern von Rudolf Fries, Walter Frevert, Karl Bergien oder Tisch-Wickhoff, Krewer, Richter bis hin zur „Bibel“ von Borngräber, haben sich viele Hundeführer der gerechten Abführung des Hundes angenommen. Umso mehr war ich auf das Erscheinen des nachfolgenden Buches gespannt, welches von zwei echten Praktikern geschrieben wurde.

Stefan Mayer ist unter anderem Autor von zahlreichen Artikeln in der WILD UND HUND, Joachim Schweizer ist Richter und Ausbildungsbeauftragter im Verein Hirschmann.
Beide Autoren führen seit Jahren Schweißhunde vom Verein Hirschmann respektive KBGS und sind über Ihre Mitgliedschaft in der jeweiligen Nachsuchenstation im dauernden Einsatz.
Eins sei vorweg angemerkt – wer mit der Erwartung an das Buch geht, dass nach Studium desselbigen und der Anschaffung eines entsprechenden Vierbeiners der Weg zum Nachsuchenprofi vorgegeben ist, den möchte ich an dieser Stelle enttäuschen. Auch wenn der Titel Ausbildung und Fährte – vom Welpen zum Nachsuchenprofi dem geneigten Leser dies suggerieren sollte, bleibt es ein verdammt langer und steiniger Weg, welcher viel Erfahrung und Arbeit in der Praxis fordert!
Aber kommen wir zurück zum eigentlichen Inhalt.
Wer die in der WuH erschienenen Artikel von Joachim Schweizer in der Vergangenheit verfolgt hat, weiß, dass dieser die Ausbildung und Führung des Hundes auf einem 5-Säulen-Prinzip aufbaut.
- Eigeninitiatives Lernen
- Spielen
- Kommunikation
- Bausteinprinzip
- Rituale und Konsequenz
Diese Säulen ruhen auf einem Fundament von Bindung und empathisch-kompetenter Führungsautorität.
Getreu dieser Leitlinien ist auch das Buch in den einzelnen Kapiteln aufgebaut. Es werden zunächst die theoretischen Grundlagen der einzelnen Säulen respektive der Basis erörtert (diese oft mit wissenschaftlichen Quellen unterlegt), um im Nachgang darauf aufbauend die Ausbildungs-Abschnitte für die Praxis abzuleiten. Dabei versäumen es die Autoren nicht, anhand von vielen Beispielen das Rüstzeug für die Umsetzung mitzugeben.
Was mir hierbei besonders gefallen hat, sind die logisch nachvollziehbaren Grundlagen, bei denen nicht stupide aus irgendwelchen Quellen zitiert wurde – man merkt bei vielen Dingen den jahrelangen Erfahrungsschatz der Autoren.

Nachdem die Prägung des Welpen sowie die Grundausbildung zum wesensfesten Jagdhund abgehandelt wird, erfolgt ein Ausflug in das Themengebiet „Wahrnehmung und Fährtengeruch“.
Auch hier wird wieder deutlich, dass es in den meisten Fällen nicht an der Fährte oder dem Riechorgan des Hundes liegt, welcher über Wohl und Wehe eines qualifizierten Nachsuchen Spezialisten entscheidet – vielmehr trennt sich die Spreu vom Weizen anhand der Eignung des Hundes, dieser Geruchskomponente auf Dauer konsequent zu folgen (Fährtentreue und Fährtenwille sind die Schlüssel zum Erfolg!)
Das Kapitel „Übungsfährten und Trainingsmodule“ stellt die Grundlagen für die Ausbildung des Nachsuchenhundes für die Vorbereitung zur Prüfung dar und bildet somit die Ausgangsbasis für den späteren Einsatz. Auch hier werden wieder zunächst die theoretischen Schritte ausführlich erläutert, bevor es zur eigentlichen Umsetzung in der Praxis geht. Hier hat mir persönlich die stufenweise Herangehensweise gefallen sowie die Ansätze zur Vermeidung von „Langeweile auf der Kunstfährte“.
Abgerundet wird das Werk mit der Prüfung des Hundes sowie dem Start in den Nachsuchen-Alltag bevor man sich im letzten Kapitel mit der Thematik des alternden Hundes sowie den richtigen Anschaffungszeitpunkt seines Nachfolgers beschäftigt.
Das Buch selbst umfasst 160 Seiten und ist zahlreich bebildert. Der Schreibstil und der Aufbau erlaubtn ein flüssiges Durcharbeiten und im Nachgang auch eine Quelle, welche durch die gute Gliederung ein solides Nachschlagewerk bildet.
Was mich persönlich etwas gestört hat, sind die zahlreichen Resümees, in welchen die kurzen Textabschnitte erneut zusammengefasst wurden. Dies tut dem guten Gesamteindruck allerdings keinen Abbruch.
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KRAUTJUNKER-Rezensent:

Tobias Gatzke ist 43 Jahre alt und von Kindesbeinen an mit der Jagd im Odenwald verbunden. Seine Jägerprüfung hat er 1993 abgelegt. Mit seinem BGS-Rüden „Frodo“ ist er bestätigter Nachsuchenführer in Hessen und Baden-Württemberg – weiterhin JGHV-Leistungsrichter im Klub für Bayerische Gebirgsschweißhunde.
www.nachsuche-odenwald.de
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Titel: Ausbildung und Fährte: Vom Welpen zum Nachsuchenprofi
Autor: Stefan Mayer, Joachim Schweizer
Verlag: Franckh Kosmos Verlag; Auflage: 1 (13. Februar 2020)
Verlagslink: https://www.kosmos.de/buecher/ratgeber-naturfuehrer/jagd/jagdhunde/10776/ausbildung-und-faehrte
ISBN: 978-3440167335