Buchvorstellung von Beate A. Fischer
Dieses kleine, liebevoll fotografierte und gestaltete Buch hat meine Erwartungen verschiedener Hinsicht herausgefordert. Vielleicht ist „frech“ ein gutes Wort, für das wie ich das Buch empfinde. Hier wurde zusammengestellt, was gar nicht und ganz wunderbar zusammengehört und dem Leser in einer ungewöhnlichen Melange vorgesetzt.
Es liegt hier vor mir ein Wildrezepte-Kochbuch in dem gefühlt die Hälfte der Rezepte kein (Wild-)Fleisch enthält. „Wild“ ist hier nicht nur Fleisch aus der Jagd, sondern auch Fisch, Wildkräuter, Landschwein und Galloway. So spielt der Buchtitel mit meiner Erwartungshaltung an den Begriff „Wild“. Auf die Frage, was zum „Wild“ gehört, gibt dieses Buch eine Antwort, darauf was zum guten Leben gehört – die frischen Wildkräuter im Frühling, der Maibock und Kitzrettung, draußen kochen und grillen im Sommer, Fische angeln, Quiches, Chutneys, Marmelade und selbstgemachte Liköre, Treibjagden und Schneeansitze, wärmende Eintöpfe, Braten und Kuchen.
Im Vorwort schreibt die zweite Vorsitzende der Jägerkameradschaft Cham, Andrea Süß:
»Die FREIHEIT, die LIEBE zur Natur mit ihrer Tier- und Pflanzenwelt, die Menschen und die Jagd sind meine Leidenschaften. Dafür brenne ich. Zusammen mit den „Jungen Jägern“ ehrenamtlich für unser Herzensthema, die Jagd, etwas zu bewegen, ist unser Ziel.«
Und gleich auf der nächsten Seite folgt das Frühlingsrezept für ein »Süppchen vom Löwenzahn«, wiederum gefolgt von einem jagdlichen Klassiker »Gegrillter Rehrücken vom Maibock« und danach ein Bericht über die Aktivitäten der Jäger zur Jungwildrettung.


Das für mich ungewöhnlichste Rezept des Buches sind die Beinwellrouladen:

Beinwell ist eine Heilpflanze, die hauptsächlich in Südeuropa und im Alpenraum vorkommt und – wahrscheinlich wegen diesem Verbreitungsgebiet – mir gerade mal vom Namen bekannt war.
Es folgen Rezepte für einen Wildblütenbrotaufstrich, Küchlein aus Holunderblüten, Muskeltinktur aus Tannennadeln, Maiwipfelhonig und danach ein Beitrag zum Einsatz und der Ausbildung von Jagdhunden.

Mein persönlicher Hingucker und „Must-Do“ waren die Spieße von der Entenbrust und Hasenrücken.

Ich habe das Rezept nachgegrillt, ganz frech mit Rehrücken und es war köstlich.

Das Buch plätschert lustig weiter über Wildburger und gegrillten Zander über die Hege von Rebhuhn und Fasan zu Spinatknödeln, Pflaumenchutney, Wildkräuter-Quiche und Ebereschenlikör aus dem Sommer in den Herbst. Es folgen Vitello Tonnato, Schwammerlbrühe, Cordon Bleu vom Wildschwein, die Impressionen einer Jungjägerin von der Treibjagd, ein Hinweis auf die Bedeutung regelmäßigen Übens auf dem Schiesstand und richtiges Verhalten beim Wildunfall. Der Winter folgt mit einem Rezept für Orientalische Rehschulter, Impressionen vom Winteransitz, der Werbung des lokalen Gerbers, einem Thaicurry vom Fasan und Karpfen im Bierteig und klingt aus mit Wildsalat, Weihnachtskuchen, besoffenen Zwetschgen und Pechsalbe neben einer alten Flinte.


Sehr stimmig ist der bayrischer Zungenschlag und die Bildsprache des Buches mit Dirndl und Krachlederner im Sonnenuntergang. Der lokale Bezug – mit unaufdringlichen Werbeanzeigen regionaler Erzeuger – gibt diesem ungewöhnlichen vielfältigen Buch seinen Referenzrahmen, der den Leser die geschilderte Vielfältigkeit aushalten lässt.
Cham, das ich wahlweise Franken oder Bayern zugeschlagen hatte, ist laut Wikipedia eine Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises im Regierungsbezirk Oberpfalz in Ostbayern. Der Wirtschaftsstandort der Region Oberer Bayerischer Wald mit der Funktion eines Oberzentrums in Bayern. Die Jägerkameradschaft Cham unterhält im Internet (http://www.jaegerkameradschaft-cham.de/) eine sehr engagierte und informative Seite zu ihren Aktivitäten.
Fazit:
Dieses Buch hat es Warmes, Ehrliches und Herzliches an sich, was sich schwer beschreiben und nur mit dem Herzen fühlen lässt. Der Ausspruch „Mia san Mia“ paßt am besten zu dieser bunten Zusammenstellung von Rezepten, Informationen über die Facetten der Jagdausübung und ein bisschen Werbung im Lokalkolorit – wir sind halt so. Wie gesagt: Es passt alles so gar nicht und doch gleich so wunderbar zusammen.
Es bleibt zu hoffen, dass das Buch auch außerhalb Bayerns seine Freunde finden wird. Empfehlung für alle, die Lust haben aus dem Vollen des guten Lebens zu schöpfen, sich auf andere Seh- und Essgewohnheiten einlassen wollen. Es ist gerade und besonderes ein Buch für Nichtjäger, die wissen möchten, was Jäger sonst noch tun außer „Tiere töten“.
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Beate A. Fischer

Beate A. Fischer, geboren 1973, Jägerin seit 6 Jahren, Hundeführerin – verliebt in einem Vizsla sowie Co- und Stiefmutter eines Fox, schießt leidenschaftlich gern Jagdparcour und Flugwild, außerdem hat sich die afrikanische Sonne in ihr Herz gebrannt. Sie lebt im kühlen Nordfriesland auf einem Resthof, arbeitet als Rechtsanwältin und schreibt manchmal auch mal andere schöne Texte.
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Anmerkungen

Von KRAUTJUNKER gibt es eine Facebook-Gruppe und Outdoor-Becher aus Emaille. Kontaktmail für Anfragen siehe Impressum.

Titel: Junge Jäger mögen’s Wild: Guade Wildrezepte aus’m Wald
Herausgeber: Jägerkameradschaft Cham e. V.
Verlag: SüdOst-Verlag
Verlagslink: https://www.battenberg-gietl.de/produkt/junge-jaeger-moegens-wild
ISBN: 978-3-95587-800-9
Einen schönen guten Tag Frau Fischer,
Ich finde ihre Wortwahl zur Beschreibung unseres Buches sehr passend.Da hat die Bedeutung WILD gleich mehrere Aufgaben.Wenn Sie gerne Mal in den bayerischen Wald kommen möchten,sind Sie herzlich eingeladen….Ein treffen mit uns „jungen Jägern“ könnte man dann gut einplanen.
Beste Grüße aus Cham
Monika Zwicknagl
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