Höhlenbär

von Luc Semal

 

Ursus spelaeus, Säugetiere (Mammalia), Raubtiere (Carnivora), Großbären (Ursidae)

Bestiarium_Höhlenbär_klein

  • Größe: bis 3,50 m Höhe in aufrechter Stellung auf den Hinterpfoten
  • Vor ca. 25 000 Jahren ausgestorben (anderen Quellen zufolge vor 10 000 Jahren)
  • Einst in Europa beheimatet
  • Verwandter des heutigen Braunbären

Romanfigur

In nahezu ganz Europa bis in den Westen Russlands fanden Archäologen Knochenreste Tausender riesiger Bären in Höhlen. Sie stammten vom Höhlenbären, der über mehrere Zehntausend Jahre hinweg in Koexistenz zunächst mit dem Neandertaler, während der letzten Eiszeit auch mit dem modernen Menschen lebte. Er verbrachte, ebenso wie viele der heutigen Bären, einen mehrmonatigen Winterschlaf in Höhlen. In dieser Zeit wurde er wahrscheinlich am häufigsten vom Menschen angegriffen, der gleichfalls Schutz in Höhlen suchte, um zu überleben.

Bestiarium_Höhlenbär

Die Vorstellung, unsere Vorfahren könnten diesen Giganten mit Holz- und Steinwaffen gegenübergetreten sein, übte auf Schriftsteller von Paläo-Fiction-Romanen eine starke Faszination aus. So wurde der Höhlenbär Anfang des 20. Jahrhunderts zur Symbolfigur in den Erzählungen des Autors J. H. Rosny aîné und später auch in den Romanen der amerikanischen Schriftstellerin Jean M. Auel*. Die darin beschriebenen epischen Kämpfe beschönigen die Wirklichkeit vielleicht ein wenig, denn die Urmenschen legten sich mit den großen männlichen Vertretern dieser Art sicher nur sehr zögerlich an. Die deutlich kleineren und weniger gefährlichen Jungen und Weibchen hingegen stellten vergleichsweise einfachere Gegner dar. Möglicherweise wirkte sich diese selektive Art der Jagd, auch vor dem Hintergrund einer wachsenden Bevölkerung, langfristig negativ auf die Fortpflanzung der Bären aus. Vor 25 000 Jahren waren die Höhlenbären aus einem Großteil ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets verschwunden. Dieser Zeitraum markiert ungefähr den Anfang des Höhepunkts der letzten Vereisung, des sogenannten letzten glazialen Maximums, also einen Zeitraum von mehreren Jahrtausenden, in denen weite Teile Europas von Eisschilden bedeckt waren. Wie für die meisten Tiere wurde es auch für Höhlenbären zunehmend schwieriger, Nahrung zu finden, und ihre Bestände schwanden möglicherweise aufgrund natürlicher Ursachen. Manche Forscher halten es aber für denkbar, dass die Konkurrenz mit der wachsenden Bevölkerung das Aussterben des Höhlenbären beschleunigte, und zwar zu einem Zeitpunkt, als dessen Bestände ohnehin schon durch den raschen Klimawandel geschwächt waren. Einer nicht unumstrittenen Hypothese zufolge sollen kleine Gruppen von Höhlenbären in abgelegenen Regionen weit länger überlebt haben und vielleicht sogar erst vor 10 000 Jahren ausgestorben sein.

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*  Mir bekannt ist das Buch „Ayla und der Clan der Bären“. Die Verfilmung gibt es jetzt auf Amazon Prime.

 

KRAUTJUNKER-Kommentar: „Seine großflächigen Zähne und der relativ niedrige Gehalt an Stickstoff-15 im Kollagen der Bärenknochen weisen jedoch darauf hin, dass er sich vermutlich ausschließlich von Pflanzen ernährte. Er war kein typischer Vertreter der Kaltzeiten, weil er infolge seiner Ernährungsgewohnheiten nur bis zur nördlichen Grenze laubtragender Bäume verbreitet war und in einem Tundren- und Kaltsteppenbiotop nicht ausreichend Nahrung gefunden hätte.“ (Quelle: Wikipedia)

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KRAUTJUNKERAnmerkungen

Von KRAUTJUNKER existiert eine Gruppe bei Facebook.

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Beschreibung des Haupt Verlages:

„Nach dem erfolgreichen «Herbarium der Entdecker» nun das bibliophile Werk zur Vergangenheit der Tierwelt.

Großformat und außergewöhnliche Bebilderung machen das «Bestiarium» zum idealen Geschenkband für Tierfreunde.

Mammut, Dodo, Höhlenbär und Beutelwolf waren einst weit verbreitet und regen heute nur noch als Fabeltiere unsere Fantasie an. Über Jahrtausende haben Menschen Tiere bis zur Ausrottung gejagt, ihre Habitate zerstört und empfindliche Ökosysteme erheblich beeinträchtigt. Warum ist ein so großes Raubtier wie der Java-Tiger ausgestorben? Was geschah mit dem Lachkauz? Und wie konnten Nilbarsche im Victoriasee ein ökologisches Desaster auslösen?

Das «Bestiarium» gibt Antworten auf diese und viele weitere Fragen. Im Zentrum dieses reich bebilderten Werkes steht das Schicksal von 69 Tierarten, die in den letzten 50 000 Jahren wegen uns Menschen verschwunden sind. Die Fotografien zeigen, was von ihnen noch übrig geblieben ist, und ihre Geschichten erzählen von den großen Wellen des Artensterbens in der Vergangenheit und machen Hoffnung, dass es vielleicht noch nicht zu spät ist, um dem nächsten großen Artensterben Einhalt zu gebieten.“

Titel: Bestiarium – Zeugnisse ausgestorbener Tierarten

Autor: Luc Semal

Verlag: Haupt Verlag

Übersetzung: Ulrike Kirsch

Fotografien: Yannick Fourié

Verlagslink: https://www.haupt.ch/Verlag/Buecher/Natur/Naturgeschichte/Bestiarium.html

ISBN: 978-3-258-07873-1

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Mehr zu den Jägern und Sammlern der Steinzeit:

https://krautjunker.com/2017/06/14/die-hunde-der-eiszeitjaeger/

https://krautjunker.com/2017/05/05/eiszeitjaeger-speerschleuder-pfeil-und-bogen/

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https://krautjunker.com/2016/11/28/steinernes-schneidewerkzeug-der-oldowan-kultur/

https://krautjunker.com/2016/08/17/die-neandertaler-jaeger-mit-glueck-und-verstand/

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Mehr zu Bären:

https://krautjunker.com/2017/12/05/alaska-bretter-gegen-baeren/

https://krautjunker.com/2016/07/08/warum-nicht-einen-eisbaeren-halten/

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Mehr zu Beutetieren der Eiszeitjäger:

https://krautjunker.com/2017/03/18/der-auerochs-das-europaeische-rind/

https://krautjunker.com/2016/10/27/der-auerochs-seine-faehrte-in-unserer-kultur/

 

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